RLB Kunstpreis 2010

Annja Krautgasser (1971 Hall in Tirol, lebt in Wien) wurde mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Michael Schrattenthaler (1971 Kuftsein, lebt in München) und Hannes Zebedin (1967 Lienz, lebt in Wien und Amsterdam) erhielten die beiden Förderpreise.

Die mit dem Hauptpreis verbundene Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum fand unter dem Titel „Annja Krautgasser. I can`t stand the quiet!“ vom 15.09. bis 11.10.2011 statt.

Jury

Stefan Bidner

Kurator, 20er Haus, Wien

Giovanni Carmine

Direktor, Kunst Halle Sankt Gallen

Silvia Höller

Leiterin, Kunstbrücke, Innsbruck

Marion Piffer Damiani

Präsidentin, Museion, Bozen

Thomas D. Trummer

Siemens Stiftung München

Ausstellung

Christian Egger, Renate Egger, Herbert Hinteregger, Annja Krautgasser, Roland Maurmair, Sandra Li Lian Obwegeser, Bernd Oppl, Ben Pointeker, Thomas Riess, Heidrun Sandbichler, Michael Schrattenthaler, Michael Strasser, Johanna Tinzl, Hannes Zebedin.

Hauptpreis

Annja Krautgasser

In der Begründung für ihre Entscheidung unterstrich die Fachjury u. a. die Tatsache, dass „die prämierten Arbeiten von Annja Krautgasser auf einen künstlerischen Werdegang verweisen, der zu einer spannenden und profilierten Positionierung gereift ist. In ihren Einreichungen treten zwei Wesenszüge im Schaffen der Künstlerin zutage: zum einen die penible Beschäftigung mit dem Kino, dem Tanz und dem Körper; zum anderen die Auseinandersetzung mit dem Mittel der sozialen Intervention. Die Videoarbeit ,Le Madison Lesson 1-3‘ ist eine beschwingte, mitreißende Aufforderung zum Tanz. Das Appellative, das direkt auf den Betrachter selbst abzielt, mischt sich zum Spiel mit filmhistorischen Zitaten und den Genrekonventionen von Reklameclip und Lehrfilm.“ Und weiter: „In ihrer zweiten Einreichung, der Videodokumentation ,Romanes‘, reicht sie die Kamera an Roma-Jugendliche in einer römischen Behelfssiedlung weiter, um ihnen selbst die (Re-)Präsentation ihrer Lebenswirklichkeit zu überlassen, die allzu oft – und gerade auch in Italien – von stereotypen Fremdzuschreibungen und medialen Zerrbildern überlagert wird (Jurybegründung).

Annja KrautgasserLe Madison Lesson 1-3, 2009Video

Annja KrautgasserRomanes, 2010Video

Förderpreise

Michael Schrattenthaler

Michael Schrattenthalers Modifizierung einer typischen Schaufenstersituation fängt den zufälligen Blick in die Auslage eines ehemaligen Geschäfts auf und wirft ihn gleichzeitig auf der anderen Seite wieder aus. Mit dieser installativen Wahrnehmungsirritation erweitert Schrattenthaler gekonnt den Begriff der Skulptur zum Umgebungsraum und führt die klassische architektonische Struktur der Auslagen ad absurdum, indem er diese unter dem ironischen Titel ,wir sehen uns!‘ überzeichnet und ihrer Funktion von Lockung und Anpreisung entkleidet (Jurybegründung).

Michael Schrattenthalerwir sehn uns!, 2009Modell, Holz, Farbe,, 24 × 58 × 32 cm

Michael SchrattenthalerRauminstallation, 2009

Hannes Zebedin

Hannes Zebedins unbetitelte Videoarbeit entwirft – mit überzeugender formaler Konsequenz und thematisch fokussiert – das Porträt einer dezidiert politischen Situation anhand eines unerwarteten Protagonisten: Ein Hund begleitet als unbeteiligte Randfigur folgsam einen Demonstrationszug und wirft durch sein etwas verloren wirkendes Mitläufertum innerhalb eines Milieus politischer Dissidenz subtil Fragen von Zugehörigkeit, Gehorsam und Orientierungslosigkeit auf (Jurybegründung).

Hannes ZebedinUntitled, 2009HD-Video